SD-Abschaltung der öffentlich-rechtlichen
Sender erst verschoben, dann häppchenweise
Ursprünglich sollte ja bereits Mitte 2020 die Ausstrahlung der
öffentlich-rechtlichen Sender in SD-Qualität über Satellit abgeschaltet
werden. Anfang 2020 verkündeten dann die ARD und Arte, man werde den Termin
auf Anfang 2021 verschieben. Um die Ernsthaftigkeit der Absicht zu
bekräftigen, nannte die ARD diesmal sogar den 12. Januar 2021 als konkreten
Abschalttermin. Danach hörte man lange nichts mehr. Außerdem gab es nie eine vergleichbare Ankündigung des
ZDF.
Dann die vorläufige Kehrtwende. Sowohl die ARD als auch der Satellitenbetreiber
SES Astra erklärten Mitte Juli 2020 in Pressemitteilungen, man werde die
Zusammenarbeit in Sachen SD-Ausstrahlung vorerst fortsetzen. Kurz danach
verkündete auch Arte eine vorübergehende Verlängerung der
SD-Ausstrahlung. Schon im Mai hatte SES Astra eine Verlängerung der SD-Verträge mit dem ZDF
bekanntgegeben.
Erst im Mai 2022 kam erneut Bewegung in die Sache: Die ARD kündigte
für den 15. November die endgültige Abschaltung des Transponders 51 an,
der die SD-Versionen von One, Tagesschau 24, Arte und Phoenix enthält.
Diese Abschaltung wurde planmäßig vollzogen.
Inzwischen hat die ARD in einer offiziellen
Pressemitteilung den 7. Januar 2025 als neuen
Abschalttermin für alle noch bestehenden SD-Sender der ARD genannt. Eine
Absprache mit dem ZDF, wie sie sinnvollerweise zu erwarten gewesen wäre,
gibt es anscheinend auch diesmal nicht. Theoretisch wäre also möglich,
dass die ZDF-Sender noch eine Weile über den 7. Januar 2025 hinaus in SD
empfangbar bleiben. Klarheit darüber werden wir erst haben, wenn das ZDF
sich dazu äußert.
Warum wurde die SD-Abschaltung schon mehrfach verschoben?
Sowohl ARD als auch SES Astra nannten im Jahr 2020 – wenig überraschend – die
Corona-Krise als einen der Gründe. Es sei deutlich geworden, wie wichtig
eine Versorgung der Bevölkerung mit Informationen sei. Laut SES Astra
soll es zu dieser Zeit immer noch rund 6 Millionen deutsche Haushalte gegeben
haben, die
Fernsehen ausschließlich in SD-Qualität empfingen. (Diese Zahl lag
weit höher als in den vorher bekannten Statistiken.) Dementsprechend sei
es nicht verantwortbar gewesen, die SD-Ausstrahlung gerade mitten in der
Krise zu beenden.
Wie lange wird es jetzt noch dauern?
Bisher spricht alles dafür, dass die ARD diesmal hart bleibt und am
7. Januar 2025 als Abschalttermin festhält. Selbst wenn das ZDF nicht
gleich mitziehen sollte und noch einen eigenen (späteren) Termin
festlegt, wird der 7. Januar 2025 für die meisten Technik-Nachzügler den
letzten Anstoß zum Umstieg geben – denn ganz auf die ARD-Sender
verzichten werden die Wenigsten wollen.
Andererseits wird diese
Abschaltung von vornherein weniger hart ausfallen als bisherige
Abschaltungen (wie z. B. die Analog-Abschaltung 2012, die für alle
Sender gleichzeitig stattfand). Viele Privatsender bleiben ja weiterhin
in SD-Qualität auf Sendung, so dass der Bildschirm für
Umstiegs-Ignoranten an diesem Tag nicht komplett schwarz bleibt.
Zumindest Leute aus Zielgruppen, die bisher schon vorwiegend
Privatsender geschaut haben, können den Umstieg also noch auf
unbestimmte Zeit aufschieben.
Warum ist die SD-Abschaltung nötig?
Die SD-Ausstrahlung von ARD und ZDF via Satellit hatte einst mehr als 25 Millionen Euro Kosten pro Jahr verursacht. Die KEF (Kommission zur
Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) genehmigt aber
nur noch Mittel für die HD-Ausstrahlung. Für eine Verlängerung der
Parallelausstahlung haben ARD und ZDF also offiziell gar kein Geld. Die
besagten Insider von digitalfernsehen.de berichten immerhin von
vergünstigten Konditionen, die SES Astra den beiden Sendeanstalten für
die vorübergehende Fortsetzung der SD-Ausstrahlung eingeräumt habe.
Trotzdem dürften die Kosten noch bei etlichen Millionen pro Jahr liegen.
Es läuft also darauf hinaus, dass das Geld an anderer Stelle (d. h.
bei Programminhalten und Equipment) eingespart werden muss, um an der
KEF-Empfehlung vorbei die längere SD-Ausstrahlung zu finanzieren. Kritiker befürchten, dass durch die Umschichtung der Mittel die
Qualität des Programms leiden könnte und ersehnte technische Aufrüstungen noch weiter verzögert
werden. Umgekehrt heißt das: Es liegt im Interesse der großen Mehrheit
der Zuschauer, dass
die SD-Abschaltung so schnell wie möglich erfolgt.
Was ist mit den anderen Sendern?
Die werbefinanzierten deutschen Privatsender (insbesondere Seven.One
Group und
RTL-Gruppe) werden nicht an der SD-Abschaltung teilnehmen. Der Grund liegt darin, dass die Privatsender in HD nur verschlüsselt
und gegen Gebühr
zu empfangen sind (HD Plus) – und dass offenbar
nicht genug Zuschauer von
dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Eine SD-Abschaltung würde hier einen
massiven Reichweitenverlust in Sachen Werbung bedeuten – und den können
die Privaten sich nicht leisten. Sowohl RTL als auch Sat1/Pro7 werden
daher auf unbestimmte Zeit weiterhin frei in SD-Qualität ausstrahlen. Im
Jahr 2020 verkündigte die RTL-Gruppe eine Verlängerung der
entsprechenden Verträge bis 2024; eine weitere Verlängerung darüber
hinaus ist sehr wahrscheinlich. Die Seven.One Group (Sat1/Pro7)
verlängerte zuletzt im Februar 2023 und spricht nur noch von
"mehrjährigen Verträgen" ohne konkretes Ende. Eine vollständige
SD-Abschaltung wäre für die Privaten nur denkbar, wenn nahezu alle
Zuschauer kostenpflichtig auf HD umsteigen (was unwahrscheinlich ist)
oder wenn sie sich entschließen, die HD-Ausstrahlung in Zukunft
kostenlos und unverschlüsselt zu machen.
Es gibt allerdings auch ein paar kleinere Privatsender, deren HD-Signale
schon immer unverschlüsselt sind (Servus-TV, Bibel-TV, div. Shoppingsender). Sie
können sich problemlos den Öffentlich-Rechtlichen anschließen und das
SD-Signal zur gleichen Zeit abschalten. Solange es die
Hauptsender der ARD und des ZDF noch in SD gibt, besteht aber für die
verbliebenen SD-Zuschauer noch kein Druck, auf HD umzurüsten. Der alleinige
Wegfall von Transponder 51 hat jedenfalls keine große Umstiegswelle
ausgelöst. Anfang 2025 wird sich dann voraussichtlich mehr tun.
Einige Regionalsender haben bereits in den letzten Jahren auf HD
umgestellt und dann zeitnah die SD-Ausstrahlung beendet (weil sie für
einen Parallelbetrieb nicht genug Geld haben). Hier wird sich durch die neuerliche Entwicklung nichts mehr ändern.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: September 2023
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