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Bitte beachten: Der vorliegende Archiv-Artikel beschäftigt sich mit der Abschaltung des analogen (!) Satellitenempfangs im Jahr 2012 und kann daher heute nur noch aus technikhistorischen Gründen interessant sein.
Allerdings ist für Anfang 2025 eine weitere Abschaltung geplant, nämlich die SD-Abschaltung der öffentlich rechtlichen Sender. Wenn Sie hierzu Informationen suchen, werden Sie unter diesem Link fündig.

Umrüstung alter Sat-Anlagen für Digitalempfang

Alle deutschen Sender haben plangemäß zum 30. April 2012 die analoge Satellitenausstrahlung beendet. Seit diesem Zeitpunkt können zum Empfang deutschsprachiger Fernsehprogramme via Satellit nur noch Digitalreceiver verwendet werden, und auch die Empfangsanlagen (LNB, Multischalter, Verkabelung) müssen darauf eingerichtet sein. Wer nicht rechtzeitig umgerüstet hat, steht jetzt ohne Fernsehempfang da.

Ist die Empfangsanlage nicht älter als zehn Jahre, ist sie in den meisten Fällen schon "digitaltauglich" - selbst wenn bisher nur ein Analogreceiver daran betrieben wurde. Dann genügt es jetzt, den analogen Receiver gegen einen digitalen auszutauschen.
Hat man Pech und die Anlage ist älter, kann man trotzdem einen Digitalreceiver anschließen. Man empfängt dann aber nur wenige Sender. In diesem Fall muss die Anlage umgerüstet werden, um das volle Programmangebot zu erhalten. Diese Umrüstung kann simpel und billig sein, kann aber auch recht aufwendig werden. Das hängt davon ab, wie die Anlage genau aufgebaut ist.

Ich will hier versuchen, die technische Problematik möglichst gut verständlich zu machen und Beispiele für notwendige Umrüstungen zu geben. Benötigen Sie noch weitere Informationen oder ist Ihnen mein Artikel zu technisch, möchte ich auf die offizielle Informationsseite [Link gelöscht] sowie den übersichtlichen [Link gelöscht] verweisen.

Genügt es nicht, das LNB zu tauschen?

Seit die Abschaltung des analogen Satellitenfernsehens in den Medien besprochen wird, tauchen im Fernsehen und in Zeitschriften immer öfter Tipps zur Umrüstung auf. Leider stellen aber viele den Sachverhalt zu stark vereinfacht dar. Die Wahrheit ist: Manchmal genügt (neben dem Kauf eines neuen Receivers) der Tausch des LNBs, manchmal nicht.
Ich kann Laien nur davon abraten, ohne Beratung und Hintergrundwissen ein neues LNB zu kaufen und einzubauen. Die Foren sind mittlerweile voll von Berichten über missglückte Umrüstungen in Eigenregie.
Die Vielfalt der Satellitenanlagen ist sehr groß. Die gutgemeinten Tipps treffen auf 60 - 70 % der Empfangsanlagen in Deutschland zu, sind aber in 30 - 40 % der Fälle falsch. Zum Beispiel gibt es Gemeinschaftsanlagen, wo ein Tausch des LNBs nicht genügt, sondern auch der Multischalter erneuert werden muss (und hierfür wird dann ein anderes LNB benötigt als für Anlagen ohne Multischalter). Manchmal müssen zwischen LNB und Multischalter zusätzliche Kabel für die Highband-Ebenen eingezogen werden. Und dann gibt es noch schwierige Exoten-Anlagen (Einkabelsysteme), für deren Umrüstung man ganz spezielle Lösungen finden muss.

Jede Satellitenanlage ist anders. Bitte haben Sie daher Verständnis, wenn meine Ausführungen auf dieser Seite ein wenig umfangreicher als die üblichen "Tipps und Tricks" sind.

Warum muss man überhaupt etwas umrüsten?

Von einer "digitalen Satellitenschüssel" oder einem "digitalen LNB" zu sprechen, ist zwar umgangssprachlich verbreitet, aber aus technischer Sicht falsch.
Empfangsanlagen (Schüsseln, LNBs, Multischalter, Koax-Kabel) sind vom Prinzip her weder analog noch digital. Nur die Receiver lassen sich in analoge und digitale Geräte unterscheiden.

Ein Digitalreceiver kann auch an einer uralten Empfangsanlage einige Digitalsender empfangen. Das klappt auf jeden Fall mit Phoenix, den ARD-Zusatzsendern Eins Extra/Festival/Plus und mit den meisten freien HDTV-Sendern. Alle diese Sender werden nämlich auf sogenannten Lowband-Frequenzen ausgestrahlt, die auch von alten LNBs und Multischaltern übertragen werden.

Warum man eine alte Anlage dennoch für Digitalempfang umrüsten sollte, hat mit analog und digital nur indirekt zu tun: Bei Einführung der Digitalprogramme wurde gleichzeitig ein ganz neuer, bisher nicht genutzter Frequenzbereich erschlossen: das Highband. Alle Frequenzen oberhalb 11,7 GHz sind Highband-Frequenzen und erfordern eine entsprechend ausgerüstete Empfangsanlage.
Die Mehrzahl der deutschsprachigen Digitalprogramme liegt im Highband und ist mit alten LNBs und Multischaltern nicht empfangbar. Daher bezeichnet man Anlagen, die das Highband empfangen können, als "digitaltauglich". Ganz korrekt ist dies aber nicht, weil es ja auch Digitalsender im Lowband gibt.

Thema HDTV

Ob man in herkömmlicher Auflösung empfängt oder hochauflösend (HDTV), entscheidet sich ausschließlich im Receiver. LNBs und Multischalter haben damit nichts zu tun.

Für HDTV-Sender braucht man also kein spezielles LNB und keinen speziellen Multischalter. Sie sind mit jeder digitaltauglichen Anlage zu empfangen (und im Fall der HDTV-Sender im Lowband sogar mit älteren, noch nicht nachgerüsteten Anlagen).

Wenn manche Anbieter heute auf ihre LNBs und Multischalter großspurig "für HDTV geeignet" draufschreiben, stiften sie damit unnötigerweise weitere Verwirrung.

Praktische Umrüstung

Schon beim reinen Analog-Empfang mussten LNB oder Multischalter zwischen horizontaler und vertikaler Polarisationsebene umschalten können. Eine digitaltaugliche Anlage braucht nun 4 Schaltmöglichkeiten für Empfangsebenen: Lowband horizontal, Lowband vertikal, Highband horizontal,

Je nach Art und Umfang der bisherigen Anlage ist die Umrüstung unterschiedlich aufwendig.

Anlage für 1 Teilnehmer
Hier ist die Umrüstung denkbar einfach: Das bisherige Single-LNB wird durch ein neues Universal-Single-LNB ersetzt. Die Umschaltung der Ebenen erfolgt, unbemerkt vom Nutzer, im LNB.

Anlage für 2 Teilnehmer
Fast genauso einfach: Das alte Twin-LNB wird durch ein neues Universal-Twin-LNB ersetzt.

Anlage für 4 oder mehr Teilnehmer
Jetzt wird es kniffliger. Bei solchen Verteilanlagen musste bisher pro Receiver nur zwischen 2 Polarisationsebenen gewechselt werden. Daher befindet sich an der Schüssel ein Twin-LNB, dessen zwei Abgänge in einen Multischalter münden. Dieser Multischalter weist jedem Receiver die jeweils gewünschte Ebene zu.
Um die Anlage digitaltauglich zu machen, müssen 2 weitere Kabel vom LNB zum Multischalter gezogen werden. Es muss ein Quattro-LNB eingesetzt werden, das die 4 Ebenen getrennt ausgibt. Weiterhin muss ein neuer Multischalter mit 4 Eingängen benutzt werden.
Die Verkabelung zwischen Multischalter und den einzelnen Räumen bzw. Receivern bleibt wie gehabt.

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Wenn maximal 4 Endgeräte benutzt werden und kein terrestrisches Antennensignal eingeschleift werden soll, kann alternativ ein Quad-LNB ("Quattro mit eingebautem Multischalter") benutzt werden. Dann entfällt der Multischalter; die 4 Ausgänge des LNBs werden dann direkt mit den Receivern verbunden, so wie man das von Single- und Twin-LNBs kennt.

Multifeed-Anlage Astra/Hotbird für 1 Teilnehmer
Die beiden LNBs werden durch neue Universal-Single-LNBs ersetzt. Meist muss auch ein neuer Umschalter nach DiSEqC-Norm gekauft werden; alte Umschalter mit 22 kHz Signal sind für Digitalempfang nicht zu gebrauchen, weil das 22 kHz Signal nach neuer Norm nicht mehr zum Umschalten der Satelliten, sondern zum Schalten zwischen Lowband und Highband verwendet wird.

Multifeed-Anlage Astra/Hotbird für mehrere Teilnehmer
Oft liegt die einfachste Lösung darin, auf Hotbird zu verzichten. Dann kann oft sogar der alte Multischalter in Verbindung mit einem neuen Quattro-LNB weiterverwendet werden: Statt der 2 Kabel des Hotbird-LNBs schließt man künftig die beiden Highband-Ausgänge des Quattro-LNBs an.
Sollen auch künftig Astra und Hotbird empfangbar sein, wird die Umrüstung aufwendiger: Man braucht 2 Quattro-LNBs, einen neuen Multischalter mit 8 Eingängen sowie insgesamt 8 Kabel dazwischen.
Die Verkabelung zwischen Multischalter und Receivern kann bleiben.

Wenn bisher am Multischalter das Signal einer terrestrischen Antenne (für DVB-T und/oder UKW) eingeschleift wird, kann man das bei der Umrüstung beibehalten: Auch die neuen Multischalter haben einen zusätzlichen Eingang für die Terrestrik.

 

Wenn Sie Probleme haben, die Erklärungen dieser Seite zu verstehen, arbeiten Sie bitte zuerst die Einführung durch.

Natürlich gibt es neben den genannten Standardschaltungen auch eine Vielzahl exotischer Anlagen (Kanalaufbereitung, Einkabelanlage etc.). Wenn Sie den Aufbau der Anlage nicht durchschauen, sollten Sie ihn genau aufzeichnen (welche LNBs und Schalter werden verwendet, was steht auf den Teilen drauf, wieviele Kabel gehen von wo nach wo) und dann mit diesen Angaben in einem der Foren um Rat fragen.

Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: April 2012

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abkon@satellitenempfang.info