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Alternativen zur Sternverteilung
Auf Satellitenempfang umrüsten, ohne neue Kabel verlegen zu müssen?
Eine Besonderheit des Satellitenempfangs ist die Aufgliederung der Programme auf mehrere Empfangsebenen, zwischen denen beim Programmwechsel umgeschaltet werden muss. Deswegen kann man das Koaxialkabel, das vom LNB kommt, nicht einfach auf mehrere Receiver aufsplitten. Man braucht entweder separate Kabel vom LNB zu jedem Receiver, oder (in größeren Anlagen) vier Kabel zwischen LNB und Multischalter und dann jeweils mindestens 1 Kabel vom Multischalter zu jedem Receiver. Man nennt dieses Prinzip "sternförmige Verteilung" oder "Sternverteilung". (Im 4. Teil der Einführung finden Sie die ausführliche Erklärung.)
In den meisten älteren Häusern ist noch eine Verteilung in "Baumstruktur" oder "Baumverteilung" vorhanden: Das Koaxialkabel wird, ausgehend von einem Punkt im Keller oder Dachboden, mehrfach aufgezweigt, zwischenverstärkt, weitergeleitet und auf verschiedene Ableitungen und Geräte verteilt. Das genügt für Kabelfernsehen oder terrestrische Antenne (wo keine Umschaltung nötig ist), aber eben nicht für Satellitenempfang.
Der Aufwand für die Umrüstung auf Sternverteilung ist in Einfamilienhäusern überschaubar; zum Teil genügen schon die vorhandenen Kabel, und bei Bedarf legt man die fehlenden Kabel einfach auf Putz. Nur selten stößt man hier auf unüberwindliche Hindernisse.
In
größeren Häusern, die auf verschiedene Nutzungsszenarien vorbereitet sein sollten, müssten allerdings schon eine Menge neuer Koaxialkabel verlegt werden. Ein Rechenbeispiel: Angenommen, im Haus gibt es zwölf Wohnungen mit je 4 Antennendosen, die unabhängig nutzbar bleiben sollen, müssen theoretisch vom Verteilpunkt aus 48 separate Leitungen in die Wohnungen gehen. Da kommt ein ordentlicher Kabelstrang zusammen.
Bedenkt man, dass ein Großteil dieser Kabel nur auf Verdacht gelegt und in der
Praxis nie verwendet würde (weil man vorher nie weiß, in welche Wohnung jemand
mit entsprechendem Bedarf einzieht), ist der Aufwand kaum noch zu rechtfertigen.
Die Industrie bietet aktuell vier verschiedene Verfahren, die eine Sternverteilung erübrigen sollen: zwei Arten von Einkabelanlagen, die Kanalaufbereitung und die Sat-IP-Technik.
Es gibt zwei grundsätzliche Arten von Einkabelanlagen, deren Funktionsprinzip und deren Vor- und Nachteile sich stark unterscheiden: Ein-Ebenen-Einkabelanlagen und Unicable-Anlagen (siehe weiter unten).
Leider sind die Bezeichnungen nicht genormt, so dass es leicht zu Verwechslungen kommen kann. Die 1-Ebenen-Einkabelanlagen sind der ältere/klassische Typ und werden manchmal verwirrenderweise nur „Einkabelanlagen“ genannt, also ohne weitere Erklärung. Vereinzelt wurden Ein-Ebenen-Einkabelsysteme sogar schon als „Unikabel-Umsetzer“ angepriesen, was man nun wirklich leicht mit „Unicable“ verwechseln kann. Andererseits werden auch Unicable-Funktionen in den Menüs mancher Receiver als „Einkabelbetrieb“ aufgeführt. Man muss also immer genau schauen, womit man es zu tun hat.
Der Grund, warum man das Kabel zwischen LNB und Receiver normalerweise nicht auf verschiedene Empfänger verteilen kann, liegt in der nötigen Umschaltung der Frequenzebenen. Ein-Ebenen-Einkabelanlagen lösen dieses Problem, indem sie aus den vier (oder mehr) Empfangsebenen eine einzige machen, so dass möglichst viele Sender gleichzeitig anliegen und eine Umschaltung entfallen kann. Das Signal, das aus dem Einkabel-Grundgerät kommt, lässt sich dann auf beliebig viele Receiver aufsplitten - auch mittels Unterverteilung in einer wild verzweigten Baumstruktur. So können die Koax-Verkabelungen alter Häuser weitgehend beibehalten werden (bis auf Verteiler, Zwischenverstärker und Dosen).
Die Ein-Ebenen-Einkabelanlagen können auf ihrer neu erzeugten Ebene nur eine begrenzte Zahl von Transpondern umsetzen. Man muss den Hausbewohnern dann viele „unwichtige“ Programme vorenthalten. Zwar hört man Leute oft sagen „Ich brauch doch nicht so viele Fernsehsender!“ – aber wehe, es ist am Ende gerade der eine Nischensender nicht dabei, den diese Person unbedingt sehen möchte.
Die frühen Einkabel-Geräte waren nicht einmal programmierbar, sondern auf die damals genutzten Frequenzen festgelegt.
Das war ziemlich kurzsichtig und hat sich schon nach wenigen Jahren gerächt.
Denn immer wieder wechseln Sender den Transponder und werden neue Sender aufgeschaltet. Da braucht es zumindest eine Möglichkeit, die Einkabelanlage bei Bedarf neu zu programmieren.
Doch auch die Programmierbarkeit neuer Geräte löst das Problem nur teilweise: Allein für die deutschsprachigen Free- und Pay-TV-Sender müsste man nach heutigem Stand rund 40 Frequenzen zugänglich machen.
Selbst theoretisch könnte man mit Ein-Ebenen-Systemen maximal 32 Transponder umsetzen - und in der Praxis ist die Anzahl noch geringer.
Man kann die Sache natürlich auch locker sehen: Erfahrungsgemäß kommt die Mehrheit der Zuschauer, die weder an Pay-TV noch an Fremdsprachen interessiert ist, bereits gut mit einem Grundangebot aus. Zuschauer mit spezielleren Interessen können heute auch auf Internet-Angebote (IPTV) zurückgreifen, sodass gar nicht mehr jeder denkbare Sonderwunsch über die Satellitenanlage abgedeckt werden muss.
Klassische Ein-Ebenen-Einkabelanlagen basieren jeweils auf einem Quattro-LNB, dessen Ausgänge in ein Grundgerät geführt werden.
Ein solches Grundgerät ist das Technisat TechniSelect
(für 12 Transponder). Es ist ab Werk bereits für die „beliebtesten“ deutschen Sender voreingestellt; man kann sie auch via USB jederzeit umprogrammieren. Es ist
im Bedarfsfall sogar möglich, an einen der vier Ebenen-Eingänge den Ausgang eines zweiten LNBs anzuschließen, so dass auch einzelne Transponder eines zweiten Satelliten zugeführt werden können
(siehe Empfangsebenen individuell
zusammenstellen).
Interessant ist auch das Spezial-LNB
GT-dLNB1T, das eigentlich für Unicable-Technik (siehe nächster Abschnitt) gebaut wurde, aber sich auf einen
„statischen Modus“ umprogrammieren lässt und dann wie ein Grundgerät für eine Ein-Ebenen-Einkabelanlage arbeitet - und das für gleich 24 umsetzbare Transponder. Die gesamte Technik ist im LNB integriert, und das GT-dNLB1T ist erstaunlich preiswert. Wer damit eine Ein-Ebenen-Einkabelanlage aufbauen will, muss allerdings auch
das passende Programmiergerät (GT-dC2) anschaffen.
Übrigens erfordern Änderungen im Programmangebot nicht nur die
Umprogrammierung des Grundgerätes, sondern auch immer die Umprogrammierung der einzelnen Receiver auf den betroffenen Programmplätzen.
Die Vorprogrammierung handelsüblicher Receiver passt ja nicht zur
„hausgemachten“ Anordnung der Frequenzen, die das Einkabel-Grundgerät erzeugt.
Besonders die Erst-Einrichtung von Receivern, die an einem selbstprogrammierten Ein-Ebenen-Einkabelsystem betrieben werden, braucht etwas Arbeit.
Wenn man Glück hat, genügt ein allgemeiner Suchlauf und die anschließende Sendersortierung.
Manchmal muss man zusätzlich manuelle Suchläufe für bestimmte Frequenzen machen.
Da die allgemeinen Tabellen (z. B. Lyngsat) hier nicht gelten, ist es ratsam,
einen Zettel mit der hausinternen Kanalbelegung an die Bewohner zu verteilen.
Die vorhandenem Koaxkabel können beibehalten werden. Die meisten Verteiler und Verstärker, die für Kabelfernsehen genutzt wurden, lassen
aber die für Sat benötigten Frequenzen nicht durch und müssen daher entfernt (d. h. gegen passive Verbinder getauscht) werden.
In seltenen Fällen, wenn die Kabelwege extrem lang sind und/oder das Kabel stark
aufgeteilt wird, sind Sat-taugliche Zwischenverstärker nötig.
Ersetzt werden müssen meist auch die Antennendosen in den Wohnungen:
Klassische 2-Loch-Dosen, wie sie fürs Kabelfernsehen genutzt werden,
funktionieren nicht. Es werden 3-Loch-Dosen mit Diodenentkoppelung benötigt (damit die angeschlossenen Receiver sich nicht gegenseitig
beschädigen können). Solche Dosen gibt es als Durchgangs- oder Enddosen (anders als einfache Dosen für Sternverteilung, die prinzipbedingt immer Enddosen sind).
Teilweise sind noch ältere Einkabel-Sat-Dosen zu finden, die Spannungen in allen Richtungen komplett sperren. Sie
würden für Ein-Ebenen-Einkabelsysteme nach wie vor funktionieren. Dennoch sollten
sie heute nicht mehr verbaut werden, denn sie haben gegenüber Dosen mit Diodenentkoppelung keinen Vorteil und würden eine mögliche spätere Umrüstung auf ein Unicable-System verhindern.
Trotz der besagten Einschränkungen haben die 1-Ebenen-Einkabelsysteme gegenüber Unicable auch ein paar Vorteile, die für bestimmte Nutzergruppen ausschlaggebend sein können:
- Es lassen sich auch noch etwas ältere Receiver bzw.Sat-Tuner einsetzen, die noch keine Unicable-Funktionalität mitbringen. Ein Vorteil ist das insbesondere für Besitzer der ersten Generation von Fernsehern mit integrierten Sat-Tunern. Sie sparen sich dann einen externen Receiver und die Umstände der zweiten Fernbedienung.
- Bewohner können (anders als bei Unicable) auch jederzeit ohne Rücksprache mit dem Hausverwalter weitere Geräte anschließen. Die Receiver können sich hier nicht gegenseitig stören.
- Es gibt keine Begrenzung, wieviele Receiver pro Kabelstrang angeschlossen werden können. Somit eignet sich das Verfahren auch für größere Gebäude, deren komplex verzweigte Alt-Anlagen per Unicable nur schlecht erschlossen werden könnten, in denen aber andererseits eine Kanalaufbereitung (siehe unten) nicht lohnen würde.
Einkabelanlagen nach EN50494- oder EN50607Standard (manchmal auch "teilnehmergesteuerte Einkabelanlagen" genannt) lösen das Hauptproblem der Ein-Ebenen-Einkabelanlagen: Sie verlangen keine Einschränkung der Programmauswahl, sondern
erlauben Zugriff auf sämtliche Eingangsfrequenzen von einer oder sogar zwei Satellitenpositionen (also eingangsseitig bis zu 8 Ebenen) an jeden Teilnehmer. Der Trick dabei ist: Man setzt die
Ausgangsfrequenzen nicht mehr starr zu einer neuen Ebene zusammen, sondern liefert jedem Receiver nur noch
dynamisch den Transponder, den er gerade haben will. Der Receiver sendet dazu beim Programmwechsel umfangreiche Steuersignale ans Grundgerät. Der Transponder wird dann umgesetzt auf
je eine feste Frequenz pro Receiver.
Bei der Einrichtung einer Unicable-Anlage muss daher jedem Receiver eine Frequenz
(auch „Kanal“ oder „User Band“ genannt) zugewiesen werden. Das macht die
erstmalige Einrichtung etwas komplizierter. Außerdem dürfen die Bewohner später nicht ohne Absprache weitere Receiver hinzufügen.
Für die Nutzung vorhandener Kabel gilt zunächst dasselbe wie für Ein-Ebenen-Einkabelanlagen: Die Koaxkabel selbst kann man weiterverwenden, aber eventuell vorhandene Verteiler, Verstärker und Antennendosen müssen ausgetauscht werden.
Verteiler und Verstärker müssen so beschaffen sein, dass sie den für Sat
genutzten Frequenzbereich unterstützen. Außerdem muss gewährleistet sein, dass die Steuersignale von den Receivern bis zum Grundgerät gelangen,
d. h. es muss Gleichstrom durchgelassen werden. Man benutzt diodenentkoppelte Komponenten, die den Gleichstrom von den Receivern in Richtung Grundgerät passieren lassen,
ihn aber in Richtung der Receiver sperren (damit sich mehrere Receiver innerhalb
desselben Strangs nicht stören oder beschädigen können).
Wenn ältere
Antennendosen vorhanden sind, die den Strom in beide Richtungen durchlassen
würden, müssen diese ausgetauscht werden. Solange es nur Enddosen (keine
Durchgangsdosen) sind, kann man alternativ auch diodenentkoppelte Verteiler
verwenden.
Antennendosen, die den Gleichstrom komplett sperren (weil sie
ursprünglich nur für Ein-Ebenen-Einkabelanlagen gedacht waren) müssen auf jeden
Fall ausgetauscht werden.
Die Zahl der Receiver ist beim klassischen EN50494-Standard auf 8 pro Kabelstrang begrenzt,
d. h. es gibt 8 Frequenzen, die den Receivern zugewiesen werden können.
Der neuere EN50607-Standard definiert noch 24 zusätzliche feste Frequenzen, sodass bis zu
32 Geräte pro Kabelstrang möglich sind. Außerdem beherrscht EN50607 theoretisch
die automatische Frequenzzuteilung, sodass die Receiver nicht mehr auf feste
Frequenzen programmiert werden müssen. Das würde allerdings nur klappen, wenn
wirklich alle beteiligten Geräte EN50607 vollständig beherrschen. Das ist in der
Praxis fast nie der Fall. Man hat also einen Mischbetrieb und muss weiterhin die
Frequenzen manuell zuteilen.
Werden im Haus mehr als 8 bzw. 32 Endgeräte gebraucht und ist
die vorhandene Baumstruktur der Hausverkabelung ungünstig, müssen ggfs.
zusätzliche Kabel verlegt und neue Stränge geschaffen werden.
In Mehrfamilienhäusern wäre die eleganteste Lösung, pro Wohnung einen eigenen Kabelstrang zu haben, denn dann können die Receiver der Wohnparteien sich nicht gegenseitig stören. Wo dies aber nicht ohne große Neuverlegung der Kabel möglich ist, kann man codierte Antennendosen verwenden: Die Antennendose blockiert dann den Zugang, sobald der Receiver versucht, eine für ihn nicht vorgesehene Frequenz zu nutzen. (Logischerweise machen solche Zusätze das System teurer. Ein möglicher Kostenvorteil gegenüber dem Legen neuer Kabelstränge schwindet dadurch.)
Die Receiver/Tuner müssen mindestens den besagten Standard EN50494
(„Unicable“) beherrschen oder gleich den Standard EN50607 („JESS“ oder „Unicable
II“). Auf praktisch alle heute erhältlichen Receiver und Fernseher mit Sat-Tuner
trifft das zu, aber im Bestand finden sich noch viele Geräte ohne
Unicable-Funktionalität. Immerhin dürfte im Zuge der SD-Abschaltung der
öffentlich-rechtlichen Sender die Zahl der ganz alten Receiver etwas gesunken sein.
Es gibt aber durchaus auch HD-taugliche Receiver und Tuner, die Unicable nicht
kennen.
Auf jeden Fall
muss man in Häusern, die auf Unicable umgestellt werden sollen, vorab die
Tauglichkeit der vorhandenen Geräte überprüfen. Das ist nicht immer so einfach,
denn manche Hersteller halten die Unicable-Tauglichkeit offenbar für so unwichtig, dass sie
in den Beschreibungen gar nicht erwähnt wird. Es hilft nur ein Blick in die jeweilige Bedienungsanleitung und/oder
ins Menü.
Nicht jeder Hersteller benennt das System gleich. Neben den üblichen Bezeichnungen sind auch noch weitere Kürzel wie „SCR“ (Satellite Channel Router) oder „CSS“ (Channel Stacking System) gebräuchlich. Dazu kommen weitere Hersteller-eigene Spezialbezeichnungen. Als Anhaltspunkt kann man sich merken: Wenn in der Beschreibung eines Receivers irgendeine Funktion für Einkabelsysteme erwähnt wird, ist eigentlich immer Unicable gemeint. (Für Ein-Ebenen-Einkabelsysteme bräuchte ein Receiver ja keine spezielle Ausstattung.)
Falls im Haus einzelne Receiver bzw. Tuner zwar EN50494 beherrschen, aber noch nicht EN50607, ist das meist kein Problem. Solange es nicht mehr als 8 Receiver/Tuner pro Kabelstrang gibt, ist der Unterschied sowieso irrelevant. Und selbst wenn doch, heißt es ja nur, das die Altgeräte nicht auf die 24 zusätzlichen Frequenzen zugreifen können. In diesem Fall muss man bei der Verteilung der Frequenzen darauf achten, dass den älteren Bestandsgeräten jeweils eine der 8 für EN50494 freigegebenen Frequenzen zugewiesen wird. Die neueren Receiver, die auch EN50607 können, kann man dann mit den 24 zusätzlichen Frequenzen versorgen.
Ein Twin-Receiver zählt in einer Unicable-Anlage als zwei Geräte, d. h. für die unabhängige Nutzung der beiden Tuner muss man ihm zwei der Unicable-Frequenzen zuweisen. Vorteil gegenüber der Sternverteilung ist, dass zum Betrieb des zweiten Tuners kein zweites Koaxkabel zum Receiver benötigt wird. Manche Twin-Receiver schleifen das Eingangsignal im Unicable-Betrieb einfach durch, für manche muss man das Signal extern mittels Y-Verteiler auf beide F-Buchsen legen. Näheres steht in der jeweiligen Bedienungsanleitung.
Eine ganz besondere Bedeutung hat Unicable für Receiver mit FBC-Tunern. Für ihren optimalen Betrieb wird ausdrücklich Unicable empfohlen, um die freie Programmauswahl für die gleichzeitige Aufnahme mehrerer Sender nicht einzuschränken. Ein typischer FBC-Receiver hat acht Modulatoren, also kann bis zu acht Transponder zeitgleich empfangen und Programme daraus aufnehmen. Das bedeutet aber auch, dass einem einzigen FBC-Receiver gleich acht (!) Unicable-Frequenzen zugewiesen werden müssen. In einer klassischen EN50494-Anlage braucht ein FBC-Receiver demnach einen kompletten Kabelstrang für sich allein. Wenn an demselben Kabelstrang noch weitere Receiver betrieben werden sollen, muss die Anlage für die neuere Norm EN50607 ausgelegt sein.
Wenn nur wenige Receiver angeschlossen werden sollen, genügt ein
Unicable-LNB, das es von etlichen Marken gibt. Diese LNBs enthalten bereits die gesamte notwendige Schaltungstechnik. Man kann also den Ausgang des LNBs direkt mit der vorhandenen Hausverteilung verbinden.
Die einfachsten Unicable-LNBs können vier bis acht Frequenzen belegen, also
vier oder acht Receiver/Tuner versorgen. Es gibt auch neuere Unicable-LNBs, die 24
oder mehr Receiver (im EN50607-Modus) versorgen können.
Alternativ nimmt man ein externes
Grundgerät (auch
„Einkabel-Multischalter“ oder „Unicable Router“ genannt), das seine Signale von einem handelsüblichen Quattro-LNB
oder einem sogenannten Wideband-LNB (das nur zwei Kabel zwischen LNB und
Multischalter braucht) bezieht. Solche Grundgeräte sind jeweils für 8 Receiver
(EN50494) oder für 32 Receiver (EN50607) ausgelegt. Braucht man noch mehr, kann man mehrere Grundgeräte kaskadieren (also die LNB-Eingänge durchschalten) und so mehrere Stränge
erzeugen.
Die Zahl von Kaskaden/Strängen ist nahezu unbegrenzt. Man kann dadurch also beliebig viele Receiver versorgen - solange an einem einzigen Kabelstrang nur maximal 8
bzw. 32 angeschlossen sind.
Erweiterte
Unicable-Multischalter erlauben eine Verteilung von 8 Eingangs-Ebenen. Damit kann
man die Signale von zwei Sat-Positionen verteilen. Verwendet man Wideband-LNBs,
genügt dazu schon ein Unicable-Multischalter mit 4 Eingängen.
Ferner gibt es auch Mini-Unicable-Grundgeräte wie TechniRouter Mini oder DUR-line UCP 20, die lediglich zwei Ausgänge eines vorhandenen Multischalters oder Twin-/Quad-LNBs auf ein gemeinsames Kabel zusammenschalten. Das sind kleine Problemlöser für Fälle, wo man mittels EN50494-Protokoll zwei Receiver oder einen Twin-Receiver über ein einzelnes Kabel versorgen muss - wobei aber der Rest der Anlage eine klassische Sternverteilung bleibt.
Die Begrenzung auf 8 Receiver pro Kabelstrang und 8 Eingangsebenen haben dazu geführt, dass das System EN50494 mehrfach weiterentwickelt wurde - zunächst nur von einzelnen Herstellern. Bevor EN50607 der neue Standard wurde, kamen daher schon einige herstellerspezifische Lösungen auf den Markt, die keiner offiziellen Norm entsprechen.
Ein Beispiel dafür ist die „dHello“-Norm des Herstellers GT-Sat. Mit dHello lassen sich 24 Receiver pro Kabelstrang betreiben und die Frequenzzuteilung automatisieren. Heute ist dHello noch insbesondere durch das Spezial-LNB GT-dLNB1T nutzbar. Allerdings müssen die zusätzlichen Receiver dann das proprietäre dHello-Protokoll beherrschen – was relativ selten vorkommt. Besser ist es, gleich auf das offizielle EN50607-Protokoll zu setzen (auch das GT-dLNB1T lässt sich wahlweise auf EN50607-Modus schalten).
Die aufwendigste Art der Umsetzung von Satellitensignalen ist die Kanalaufbereitung mit Hilfe einer sogenannten Kabel-Kopfstation: Sie setzt Satellitenfrequenzen in Kabelfernseh-Frequenzen um. Die Empfänger benötigen dann keinen Satellitenreceiver (DVB-S/S2), sondern einen Kabelreceiver (DVB-C), wie er seit vielen Jahren in jedem Fernsehgerät eingebaut ist. (Zum Nachrüsten sehr alter Fernseher und für Zuschauer mit speziellen Ansprüchen gibt es nach wie vor auch externe DVB-C-Receiver.)
Eine private Kabel-Kopfstation macht technisch dasselbe wie ein Kabelfernseh-Anbieter – allerdings dezentral und ganz nach den Wünschen der Eigentümer.
Einbau, Programmierung und Wartung einer Kanalaufbereitungsanlage gehören normalerweise in die Hand von Profis. Ein Heimwerker oder Hausmeister müsste sich dazu schon sehr intensiv in die Materie einarbeiten und auch spezielles Werkzeug anschaffen.
Großer Vorteil einer Kabel-Kopfstation gegenüber einer Einkabelanlage ist, dass man eine vorhandene Kabelfernseh-Verkabelung inklusive Zwischenverstärker und Antennendosen komplett beibehalten kann, weil die genutzten Frequenzen dieselben bleiben. Sogar
uralte Verteilungen, die eigentlich mal für terrestrischen Empfang gedacht waren, kann man zum Großteil weiterverwenden. In
richtig großen Gebäuden oder Gebäudekomplexen mit schwer durchschaubarer Koaxkabel-Verteilstruktur und unzähligen Zwischenverstärkern ist das ein erheblicher Kostenfaktor.
In kleinen Gebäuden (Anhaltspunkt: weniger als 50 Wohnungen) lohnt eine Kabel-Kopfstation
fast nie, weil die Anschaffungs- und Betriebskosten zu hoch sind. Die Anlage kostet ja nicht nur einmalig Geld, sondern
verbraucht auch rund um die Uhr Strom und muss gelegentlich gewartet werden. Das ist
nicht vergleichbar mit einer simplen Sternverteilung oder Einkabelanlage.
Man rechnet für Kabel-Kopfstationen mit Anschaffungskosten von mehreren
hundert Euro pro umgesetzter Satellitenfrequenz – und hier beginnt das Dilemma: Würde man richtig Geld investieren und 30 bis 40 Frequenzen umsetzen (die auch von verschiedenen Satelliten stammen dürfen), könnte man mittels Kopfstation ein ausgewogenes Programmangebot zusammenstellen, das Hausbewohner mit unterschiedlichsten Interessen zufriedenstellt.
In großen Wohnblöcken wird das in der Regel auch so gemacht; so kommt ein
Programmangebot zustande, das dem der großen Kabelfernsehanbieter entspricht
oder sogar reichhaltiger ist. Jedoch in kleineren Häusern
muss
zur Kostensenkung an der Zahl der Umsetzermodule gespart werden – also es wird nur eine geringe Anzahl von Frequenzen mit den
„wichtigsten“ Sendern berücksichtigt. Das bringt dann aus Sicht der Zuschauer
ähnliche Einschränkungen mit sich wie eine Ein-Ebenen-Einkabelanlage (siehe
oben).
Da heute der Fernsehempfang auch über Breitband-Internet möglich ist (IPTV)
und sich ganz allgemein der Medienkonsum immer mehr in Richtung Internet
verlagert, kann man mit den Einschränkungen einer kleinen Kanalaufbereitung besser leben als früher.
Die Empfangsanlage deckt dann eben nur die Grundbedürfnisse – und Zuschauer mit
besonderen Interessen werden aufs Internet verwiesen. Trotzdem sollten Kosten
und Nutzen auch im Fall einer preiswerten „Kompakt-Kanalaufbereitung“ vor dem
Einbau gut gegen die vor Ort möglichen Alternativen (Sternverteilung,
Einkabelanlage/Unicable, Kabelfernsehen, IPTV, DVB-T2) abgewogen werden.
Basis ist immer eine ausreichend große und wetterstabile Satellitenschüssel mit Quattro-LNB. (Es können auch mehrere LNBs sein, wenn Programme verschiedener Satelliten zugeführt werden sollen.) Die Ausgänge der LNBs münden in ein Grundgerät. Das ist im Fall der Kanalaufbereitung ein großer Kasten, in den Module eingeschoben werden. Jedes Modul setzt einen Transponder von DVB-S(2) nach DVB-C um (aus jedem DVB-S-Transponder wird ein DVB-C-Kanal; die breitbandigeren DVB-S2-Transponder müssen auf je zwei DVB-C-Kanäle aufgeteilt werden). Die Frequenzen/Kanäle der entstehenden DVB-C-Bouquets kann man frei wählen, aber natürlich muss man sie aufeinander abstimmen. Nutzt man den Kabelfernseh-Frequenzbereich inklusive der sogenannten Sonderkanäle komplett aus, kann man rund 40 Kanäle belegen (was dann weit über 100 Sendern entspricht, weil ja die meisten Bouquets mehrere Sender enthalten). So umfangreich sind Kanalaufbereitungsanlagen in der Praxis jedoch selten ausgestattet.
Wichtig fürs Verständnis: Umgesetzt werden immer komplette Bouquets. Das ist manchmal etwas unglücklich, wenn z. B. ein wichtiger Sender allein ein Bouquet und somit ein Umsetzer-Modul belegt. Dennoch wäre Technik, mit denen man einzelne Sender zu neuen Bouquets kombinieren kann, nochmal sehr viel aufwendiger und teurer. (Selbst die großen Kabelfernseh-Anbieter machen das nur dort, wo es gar nicht anders geht.)
Es gibt auch noch andere Modul-Typen für Quellen jenseits des Satellitenempfangs. Zum Beispiel gibt es Module, die DVB-T2-Bouquets als Quelle verwenden. Diese Variante war mal an verschiedenen Stellen attraktiv (z. B. zur Einspeisung von Regionalsendern und Sendern aus Nachbarländern), aber ist heute angesichts der ungewissen Zukunft der terrestrischen Ausstrahlung in Europa nicht mehr zu empfehlen. Die meisten europäischen Länder schalten DVB-T(2) in den kommenden Jahren ab oder haben es sogar schon getan.
Weiterhin gibt es Module, die DVB-S-Radiosender in UKW-Frequenzen umsetzen; so können die Teilnehmer die entsprechenden Sender bequemer über ihre bestehenden UKW-Tuner empfangen statt über DVB-C. Leider ist diese Variante unverhältnismäßig teuer, da für jeden Sender ein separates Modul benötigt wird und die Nachfrage nach UKW selbst in großen Wohnblöcken nicht mehr die Kosten rechtfertigt. (Auch die großen Kabelfernsehanbieter speisen heute kein UKW mehr ein.)
Als komplett veraltet und nahezu ausgestorben dürfen Module gelten, die digitale DVB-S-Sender in analoge PAL-Kanäle umwandeln (die sind ein Relikt aus der analog-digitalen Übergangszeit und würden heute nur wertvolle Frequenzen vergeuden).
In der Regel sind moderne Kopfstationen ausgangsseitig auf die Erzeugung von DVB-C-Kanälen ausgelegt. Alles, was reinkommt, wird also auf DVB-C umgeformt. Für bestimmte Ausnahmefälle gibt es aber auch Kopfstationen, die stattdessen DVB-T2-Signale erzeugen. Das hat gegenüber DVB-C den Nachteil, dass nicht so viele Sender pro Transponder untergebracht werden können. DVB-T2 ist nun mal für schwachen Antennenempfang ausgelegt, während man bei DVB-C von einer weitgehend ungestörten Kabelübertragung ausgeht. Wenn die vorhandene Hausverkabelung allerdings in eher schlechtem Zustand ist und/oder noch aus der Zeit des analogen Antennenempfangs stammt, kann DVB-T2 mit seiner Störsicherheit Vorteile haben. Im Idealfall erzielt man dann mit DVB-T2 trotz der Leitungsschwächen noch einwandfreien Empfang, während man für DVB-C die ganze Hausverkabelung erneuern oder überarbeiten müsste. Es bleibt dennoch eine Notlösung, deren Kosten im Zeitalter von IPTV nicht mehr so leicht zu rechtfertigen sind.
Jede Kabel-Kopfstation bedarf im Zuge ihrer Installation einer wohlüberlegten Erst-Programmierung. Später sind dann gelegentliche Umrüstungen und/oder Neuprogrammierungen nötig, z. B. wenn wichtige neue Bouquets hinzukommen oder wenn Bouquets wegfallen (deren Platz man dann mit etwas Anderem belegen kann). Manche größere Kopfstationen haben nach der Installation sogar noch freie Steckplätze, sodass man im Lauf der Zeit noch Module nachkaufen und die Anlage damit erweitern kann.
Einige Jahre lang wurde von mehreren Herstellern die optische Sat-Signalverteilung als Alternative zu Koaxkabeln beworben. Die Idee dahinter: Alle vier Ebenen werden in einem einzigen Glasfaserkabel übertragen, das sogar dünner ist als ein einzelnes Koaxkabel. Vorteile hat das insbesondere dort, wo nur dünne Leerrohre verfügbar sind und/oder lange Kabelwege benötigt werden.
Leider hat sich aber die optische Signalverteilung am Markt nicht durchgesetzt. Neue optische Verteilungen werden deshalb nicht mehr verbaut. Es sind nur noch Ersatzteile erhältlich, mit denen man defekte Komponenten bestehender Anlagen austauschen kann.
Die jüngste hier vorgestellte Technik nennt sich Sat-over-IP oder kurz Sat-IP (neuerdings auch allgemein DVB-over-IP). Sie löst sich von der herkömmlichen Signalverteilung und setzt ganz auf moderne Computer-Netzwerktechnik wie LAN, WLAN und PowerLAN. Ein Sat-IP-Grundgerät wandelt empfangene Satellitenkanäle in Video- und Audiostreams um. Das funktioniert technisch ganz ähnlich wie die Übertragung von IPTV im Internet - allerdings komplett im eigenen Haus und somit ohne Abhängigkeit von der örtlich verfügbaren Internet-Bandbreite. Die Umschaltung der Sender erfolgt ferngesteuert im Grundgerät; am Empfangsgerät kommen nur noch das Bild- und Tonsignal des gewünschten Senders an. Auf Empfängerseite ist es fast egal, ob der Stream aus dem Internet oder aus einer hauseigenen Sat-IP-Einspeisung stammt.
Grundgeräte für Sat-IP sind im Normalfall fest montierte Komponenten
(im Aussehen ähnlich wie Multischalter), die Eingänge für das Sat-Signal
und einen LAN-Ausgang fürs Netzwerk haben. Jedes Grundgerät kann eine
bestimmte Anzahl von Empfängern versorgen. Wo diese Zahl nicht
reicht, lassen manche Geräte sich wie Multischalter kaskadieren.
Gelegentlich finden sich statt alleinstehender Geräte auch
Flachantennen, die die Sat-IP-Technik für eine begrenzte Teilnehmerzahl
bereits integriert haben.
Als
preiswerte und installationsfreie Alternative gibt es
Satellitenreceiver, die „nebenbei“ auch als Sat-IP-Grundgerät genutzt
werden können. Die können dann jeweils nur ein Endgerät versorgen. Das
ist praktisch, wenn man z. B. normalerweise stationär am Receiver
fernsieht, aber das TV-Signal gelegentlich auch mal auf ein mobiles
Gerät innerhalb des Hauses streamen will.
An Empfangsgeräten für Sat-IP-Streams ist alles denkbar, was auch für die Wiedergabe von Internetvideo taugt. An erster Stelle sind das heute Computer, Smartphones, Tablets sowie Apps für Smart-TVs. Im höherpreisigen Segment gibt es Fernseher, die die Empfangstechnik für Sat-IP schon hardwareseitig eingebaut haben. Für andere Fernseher gibt es externe Sat-IP-Clients, die sich wie herkömmliche Receiver anschließen lassen.
Ob man in einem neuen Haus ganz auf Sat-IP setzen und von Anfang an auf eine Koaxverkabelung verzichten möchte, ist eine individuelle Entscheidung. Man kann ja streiten, ob die Koax-Verkabelung noch zeitgemäß ist. Allerdings hat Sat-IP gegenüber dem herkömmlichen Sat-Empfang auch Nachteile wie die höheren Gerätekosten und die stark begrenzte Anzahl der verwendbaren Endgeräte. Durch die paketweise Übertragung ergibt sich außerdem eine deutliche Verzögerung (genau wie von IPTV bekannt): Etwa beim Live-Anschauen von Fußballspielen kann es ärgerlich sein, wenn der Nachbar mit seiner „altmodischen“ Anlage viel früher über jedes Tor jubelt. Das Problem wird erst in ferner Zukunft verschwinden, wenn mal alle Leute nur noch IP-basiert fernsehschauen.
Übrigens muss man sich nicht radikal für oder gegen Sat-IP entscheiden. Es lässt sich auch problemlos neben einer vorhandenen Koax-Sternverteilung einsetzen, z. B. um weitere Räume zu versorgen oder den drahtlosen Empfang mit mobilen Geräten zu erlauben. Das ist heute wohl die sinnvollste Anwendung. Denn für den regulären Fernsehempfang sind Sternverteilung oder Unicable nach wie vor die bevorzugten Varianten.
Mit zunehmenden Internetgeschwindigkeiten mag Sat-IP an Bedeutung
verlieren. Denn sobald die Bandbreite kein Flaschenhals mehr ist, kann
man auch gleich IPTV übers Internet nutzen und sich die Anschaffung der
Sat-IP-Technik sparen. Insofern ist nicht mehr zu erwarten, dass Sat-IP
irgendwann noch die herkömmliche Empfangstechnik ersetzt. Eher kommt die
Zeit, wo Empfangsanlagen im Haus komplett entbehrlich werden und alles
nur noch übers Internet läuft. Aber an dem Punkt sind wir heute noch
nicht.
Soll ein Haus auf von Kabel- oder Antennenempfang auf Satellitenempfang umgerüstet werden, soll eine bestehende Satellitenempfangsanlage erweitert werden oder soll eine missglückte/veraltete Einkabellösung durch etwas Neues ersetzt werden, gilt immer dasselbe: Erster Schritt muss eine gründliche Analyse des Ist-Zustands der Anlage sein. Solange man nicht weiß, welche Kabel wo im Haus verlaufen, von welcher Qualität diese Kabel sind, welche Zwischenelemente (Verteiler, Verstärker, Antennendosen) im Kabelweg liegen und welche eventuellen Kapazitäten an Leerrohren es noch gibt, kann man keine fundierte Entscheidung über eine Umrüstung fällen.
Spricht man über die Vorteile von Einkabelanlagen, bezieht sich das in erster Linie auf die Kabelverbindungen zwischen einem Verteilpunkt und den einzelnen Empfangsstellen. Die nötigen Verbindungen zwischen Schüssel bzw. LNB und dem Verteilpunkt (wo ggfs. das Einkabel-Grundgerät montiert wird) werden oft als unvermeidlich angesehen und daher in der Planung nicht weiter berücksichtigt; dabei können sie in einem Haus, wo der Verteilpunkt im Keller und die Schüssel auf dem Dach installiert wird, einen durchaus erheblichen baulichen Aufwand bedeuten. Normalerweise rechnet man mit vier Koaxkabeln pro empfangener Satellitenposition. Aber mit bestimmten Alternativen (Einkabel-Komplett-LNBs, Wideband-LNBs) kann man bereits an dieser Stelle den Aufwand reduzieren.
Was ebenfalls oft missachtet wird, sind Qualität und Zustand der vorhandenen Kabel. In älteren Häusern, deren Verteilanlagen noch zu Zeiten des Antennenempfangs eingebaut wurden, findet man oft noch sehr simple, einfach geschirmte Koaxkabel. Im Prinzip kann man diese zwar auch für Einkabelanlagen weiterverwenden, aber es besteht dann eine erhöhte Störanfälligkeit durch DECT-Schnurlostelefone und andere Funksender im Bereich um 2 GHz (siehe Störung des Sat-Empfangs durch andere Geräte). Möchte man das vermeiden und die Kabel erneuern, rechnet sich eine Einkabelanlage gegenüber einer Sternverteilung oft gar nicht mehr.
Manchmal ist gar keine radikale Entscheidung nötig. Man kann auch Methoden kombinieren und individuelle Lösungen stricken. Das funktioniert z. B. durch das Kaskadieren von Multischaltern und anderen Grundgeräten. Zudem kann man im Einzelfall DVB-T2-Empfang mit einbinden, zusätzliche LNBs mit Hilfe von DiSEqC-Schaltern verfügbar machen, neue Sat-Ebenen selber zusammenstellen, Nebenräume mittels Sat-IP und WLAN/PowerLAN mit Empfang versorgen etc.
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: September 2024
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