Einführung in den Satelliten-Direktempfang
(Teil 2)
Die Normen DVB-S und DVB-S2
Bereits seit 2012 ist deutschsprachiges Satellitenfernsehen nur noch in digitaler Technik verfügbar, zu erkennen an den technischen Kürzeln DVB-S und DVB-S2.
Die Buchstabenkombination DVB steht für "Digital Video Broadcasting", der Buchstabe S für "Satellit".
Bitte beachten Sie: Meine Internetseite konzentriert sich auf den
Satellitenempfang, also DVB-S und DVB-S2.
Die Unterschiede zu Kabelfernsehen (DVB-C) und Terrestrik (DVB-T
bzw. DVB-T2) habe ich auf der Seite "Warum überhaupt Sat-Empfang?" ausführlich dargestellt.
Besonderheiten von DVB
Eine prinzipbedingte Besonderheit von DVB ist die Zeitverzögerung: Da die
digitalen Daten paketweise übertragen werden, entsteht bei Codierung und
Decodierung ein gewisser Zeitversatz. In der Praxis kann das digitale
Signal um mehrere Sekunden verzögert sein. Wenn Sie z. B. die TV-Uhr vor Beginn der Tagesschau mit der Anzeige Ihrer Funkuhr vergleichen, können Sie die Verzögerung deutlich sehen.
Videorecorder im herkömmlichen Sinne benötigt man für DVB nicht mehr.
Da die Daten bereits in digitaler Form vorliegen, kann man sie relativ
leicht aufzeichnen. Die meisten Receiver und
sogar viele Fernseher mit DVB-S(2)-Tuner haben heute eine USB-Buchse, an
der man zur Aufzeichnung von Sendungen eine Festplatte oder einen USB-Stick
anschließen kann.
Ein VPS-Signal zur punktgenauen Steuerung der Aufnahme gibt es bei DVB
allerdings nicht mehr. Man sollte Aufnahmen daher mindestens zwei Minuten früher starten und z. B. 30 Minuten länger laufen lassen, damit wirklich alles drauf ist - auch wenn sich das Programm wegen aktueller Ereignisse verzögert.
SDTV, HDTV und Ultra-HD
Die herkömmlichen Fernsehsender fallen unter den Begriff "SDTV"
(Standard Definition Television). Damit ist gemeint, dass die Auflösung
des Bildes relativ gering ist, weil sie mit maximal 720 x 576 Pixeln noch auf die alte PAL-Norm zurückgeht. Diese
Auflösung reicht aus, wenn man einen Röhrenfernseher oder kleinen
LCD-Fernseher betreibt. Auf größeren Flachbildfernsehern bemerkt man jedoch Schärfedefizite.
Abhilfe schafft "HDTV" (High Definition Television) mit Auflösungen von
derzeit bis zu 1920 x 1080 Pixeln.
Noch relativ selten sind Sender in
"Ultra-HD" (3840 x 2160 Pixel).
Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang
auch meine Spezialseite zu HD
und Ultra-HD.
In den nächsten Jahren werden die meisten SDTV-Sender vermutlich
abgeschaltet; wer noch einen sehr alten Receiver benutzt, der kein HD
beherrscht, muss bis dahin aufrüsten. An den nötigen Empfangsanlagen (Schüssel, LNB, Multischalter) muss man
für HD und UHD gegenüber SD aber nichts ändern. Man braucht
lediglich einen neuen Receiver/Tuner, der für HD geeignet ist.
HDTV-Receiver und Fernseher mit
HD-tauglichen Satellitentunern sind heute unterer Standard, aber
UHD-taugliche Receiver verbreiten sich immer mehr. Reine SDTV-Receiver findet
man nur noch auf dem Gebrauchtmarkt.
Bei DVB-S(2) enthält jeder Transponder (d. h. jede
Sendefrequenz) einen komplexen digitalen Datenstrom, der eine ganze
Anzahl von Fernseh- und Radioprogrammen enthalten kann. Man spricht
auch von einem "Bouquet". Wer ein Bouquet zusammenstellt, kann die
digitale Datenrate der einzelnen Programme selbst bestimmen, also
wahlweise eine stärkere oder weniger starke Kompression anwenden.
Man kann auf einem Transponder viele Programme in schlechter Qualität
oder wenige Programme in guter Qualität ausstrahlen. Da dies eine
Kostenfrage ist, entscheiden sich leider die meisten Sender nicht für die bestmögliche Qualität.
Aktuelle Bouquets großer deutscher Anbieter enthalten im Schnitt 5 Fernsehsender in HDTV oder 8 Fernsehsender in SDTV. Es gibt auch Transponder mit weniger Fernsehsendern, die ihre restliche Bandbreite für Radiosender verwenden. Ferner gibt es Transponder mit bis zu 30 Fernsehsendern in bescheidener Qualität (z. B. Werbung für Sex-Hotlines) und Transponder, die ausschließlich Radio übertragen (dann passen über 60 Radiosender in guter Qualität drauf).
Die Norm DVB-S2 ist eine Weiterentwicklung von DVB-S; sie arbeitet noch etwas effektiver
(d. h. man packt mehr Bandbreite auf dieselbe Frequenz) und wird in Deutschland insbesondere für die hochaufgelösten HDTV-Sender verwendet (obwohl da kein zwingender Zusammenhang besteht).
Inzwischen gibt es eine abermals weiterentwickelte Sendenorm namens
DVB-S2X. Sie spielt jedoch in der Praxis noch keine Rolle.
Es kommen für Fernsehsender bislang drei verschiedene
Kompressionsverfahren (Codecs) zum Einsatz: Die meisten deutschen
SDTV-Programme werden nach wie vor im MPEG2-Verfahren codiert, um
kompatibel zu älteren DVB-S-Receivern zu bleiben. Nur für HDTV kommt
hierzulande die effizientere H.264-Codierung (umgangssprachlich als
MPEG4 bekannt) zum Einsatz, die man von Internet-Video und Blu-ray-Disc
kennt. Neue UHD-Sender verwenden meist den Codec H.265 (HEVC), der
nochmals effizienter ist. In anderen Ländern gibt es teilweise auch SDTV
und UHD mit H.264-Codierung. Künftig ist denkbar, dass verbliebene
SDTV-Sender in H.264 oder HEVC ausgestrahlt werden.
Alte Receiver verstehen nicht die neueren Normen, aber neuere
Receiver bleiben voll abwärtskompatibel zu den jeweils älteren Normen:
Ein DVB-S2X-Receiver versteht auch DVB-S2 und DVB-S. Und ein Receiver,
der H.265 (HEVC) beherrscht, kann auch H.264 (MPEG4) und MPEG2.
Der
Großteil der Nutzer muss sich mit diesen Details nie auseinandersetzen.
Aber wenn man tatsächlich mal bestimmte Sender nicht mehr empfangen kann
und den Receiver auf Tauglichkeit überprüfen will, ist es nützlich,
darüber Bescheid zu wissen.
Nächster
Teil
Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: Juli 2019
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